top of page
Stefan Radau

Jeder macht, was er will: Der Aufstieg des Egomanismus und seine Folgen



Symbolbild Auge

In den letzten Jahren habe ich immer wieder bemerkt, dass sich unsere Gesellschaft in eine Richtung bewegt, die mir zunehmend Sorgen bereitet: Jeder scheint nur noch das zu tun, was ihm selbst am besten passt - ohne Rücksicht auf andere. Man könnte meinen, das wäre der Preis des modernen Individualismus, doch es fühlt sich oft eher wie ein zunehmender Egomanismus an. Wir leben in einer Zeit, in der Selbstverwirklichung zwar gefeiert wird, aber auch auf Kosten des Gemeinwohls. Der Gedanke „Jeder für sich“ scheint sich immer mehr durchzusetzen, und ich frage mich: Wohin führt uns das?


Der Wandel: Von Individualismus zum Egomanismus


Ich bin ein großer Verfechter von Freiheit und Selbstbestimmung. Jeder sollte das Recht haben, sein Leben so zu gestalten, wie er es möchte. Das ist eine der großen Errungenschaften unserer Zeit. Aber was ich immer häufiger beobachte, ist, dass dieser Wunsch nach Freiheit oft in Rücksichtslosigkeit und Egoismus umschlägt. Es geht nicht mehr nur darum, das eigene Leben zu gestalten, sondern darum, das eigene Wohl über alles zu stellen – selbst wenn das auf Kosten anderer geht.

Früher ging es beim Individualismus darum, sich selbst zu finden und seine Stärken zu entfalten, ohne dabei anderen zu schaden. Doch heute scheint es oft so, als sei das Ziel, sich selbst durchzusetzen, egal, wer dabei unter die Räder kommt. Vielleicht liegt das auch daran, dass wir in einer Welt leben, in der Erfolg oft daran gemessen wird, wie man sich selbst präsentiert und wie viel Aufmerksamkeit man auf sich zieht.


Social Media: Die Bühne des Egomanismus


Ich denke, eine der größten Treibkräfte hinter dieser Entwicklung sind die sozialen Medien. Auf Plattformen wie Instagram, TikTok oder Facebook geht es nur noch um Selbstinszenierung. Jeder zeigt die perfekte Version seines Lebens – immer auf der Suche nach Likes, Kommentaren und Bestätigung. Und ganz ehrlich: Wer von uns hat sich nicht schon mal dabei ertappt, auf Instagram stundenlang durch perfekt inszenierte Urlaubsbilder zu scrollen und sich zu fragen, ob das eigene Leben „gut genug“ ist?


Ich selbst habe oft den Eindruck, dass Social Media uns immer stärker in eine Spirale des Vergleichs und der Selbstoptimierung zieht. Es geht ständig darum, sich selbst in Szene zu setzen und zu zeigen, wie „gut“ man ist – sei es durch die neueste Errungenschaft, das perfekte Fitnessprogramm oder den scheinbar perfekten Lifestyle. Dabei verliert man leicht den Blick dafür, dass es im Leben um mehr geht als darum, sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen.


Eine Studie der University of Michigan hat genau das bestätigt: Sie zeigt, dass Narzissmus bei jungen Erwachsenen, die viel Zeit auf Social Media verbringen, deutlich zunimmt (Quelle: Psychology Today). Die ständige Selbstpräsentation verstärkt das Bedürfnis, immer mehr Aufmerksamkeit zu bekommen – und das führt zwangsläufig zu einem immer egozentrischeren Verhalten.


Wie sich der Egomanismus im Alltag zeigt

Es ist nicht nur online, wo dieser Egomanismus immer deutlicher wird. Auch im echten Leben begegnet er mir ständig – und wahrscheinlich dir auch. Hier sind ein paar Beispiele, die mir besonders auffallen:


  1. Im Straßenverkehr: Vielleicht kennst du das auch: Du fährst entspannt auf der Autobahn, und plötzlich taucht jemand von hinten auf, drängelt und fährt dicht auf, nur um sich Sekunden später an dir vorbeizuquetschen. Es scheint, als ob im Straßenverkehr niemand mehr Geduld oder Rücksicht hat. Jeder will nur schneller vorankommen, und es ist egal, wer dabei gefährdet wird. Ich frage mich oft, warum uns im Straßenverkehr so oft jede Form von Empathie abhandenkommt.


  2. Im Berufsleben: Auch im Job zeigt sich dieser Trend. Es geht nicht mehr nur darum, seine Aufgaben gut zu erledigen, sondern immer öfter darum, sich selbst ins beste Licht zu rücken – auf Kosten der Kollegen. Konkurrenzdenken ist an sich nichts Neues, aber ich habe das Gefühl, dass es in vielen Arbeitsbereichen heute nur noch darum geht, sich durchzusetzen, statt im Team zu arbeiten. Diese „Ellbogenmentalität“ schadet letztlich allen, weil sie das Arbeitsklima vergiftet und die Zusammenarbeit erschwert.


  3. Im öffentlichen Raum: Egal ob in Restaurants, im Kino oder im Park – überall begegnen mir Menschen, die sich so verhalten, als ob sie allein auf der Welt wären. Lautstark telefonieren, die Umgebung vermüllen oder sich schlicht nicht um andere kümmern – es scheint, als sei die Rücksichtnahme aus der Mode gekommen. Und das, obwohl wir doch in einer Gesellschaft leben, die eigentlich immer stärker vernetzt ist.


Was sind die Folgen dieses Egomanismus?


Für mich liegt das Problem auf der Hand: Wenn jeder nur noch an sich denkt, zerfällt das soziale Miteinander. Empathie, Rücksichtnahme und Solidarität – all das tritt in den Hintergrund. Es entsteht eine Kultur des „Ich-zuerst“, in der das Gemeinwohl keine Rolle mehr spielt. Das gefährdet nicht nur unser Zusammenleben, sondern auch unsere Fähigkeit, gemeinsam Herausforderungen zu bewältigen.


Ein Beispiel, das mir dabei in den Sinn kommt, ist der Umgang mit der Klimakrise. Diese ist vielleicht die größte globale Herausforderung unserer Zeit, und doch tun viele Menschen so, als ginge sie sie nichts an. Jeder macht, was er will, und der Gedanke, dass unser Handeln langfristige Folgen für andere – und uns selbst – hat, rückt in den Hintergrund. Egoismus ist hier nicht nur schädlich, sondern potenziell katastrophal.


Gibt es einen Ausweg?


Trotz all der negativen Entwicklungen, die ich beobachte, glaube ich, dass es einen Weg gibt, den Trend des Egomanismus zu bremsen. Es beginnt bei jedem Einzelnen von uns. Anstatt uns nur auf uns selbst zu fokussieren, sollten wir wieder lernen, mehr auf andere zu achten – sei es im Kleinen, im Alltag, oder im Großen, wenn es um globale Herausforderungen geht.


Ich bin fest davon überzeugt, dass wir nur dann eine funktionierende Gesellschaft haben können, wenn wir bereit sind, auch mal zurückzustecken und an das Gemeinwohl zu denken. Das bedeutet nicht, dass wir unsere eigenen Interessen komplett aufgeben müssen, aber es bedeutet, dass wir ein Gleichgewicht zwischen Selbstverwirklichung und Rücksichtnahme finden müssen.


Fazit: Zurück zu mehr Miteinander


Es ist klar, dass der Egomanismus eine Herausforderung ist, die wir nicht ignorieren können. Doch ich glaube, dass wir die Möglichkeit haben, wieder zu einem stärkeren Miteinander zu finden. Es braucht dafür nur den Willen, unsere eigenen Bedürfnisse manchmal hintenanzustellen und wieder mehr auf das Wohl der Gemeinschaft zu achten. Denn letztlich profitieren wir alle davon, in einer Gesellschaft zu leben, die auf Rücksichtnahme und Solidarität basiert.


Quellen:


Statista – Social Media Usage abgerufem am 19.10.2024


3 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


Gastautoren gesucht! 

Du schreibst leidenschaftlich gerne über Hochbegabung, Selbstentfaltung, den Umgang mit Selbstzweifeln oder persönliche Weiterentwicklung? Dann bist du hier genau richtig! Ich suche engagierte Blogger, die Lust haben, ihr Wissen, ihre Gedanken und ihre Erfahrungen in Form von Gastbeiträgen auf meiner Website zu teilen.

Ob tiefgründige Einblicke, inspirierende Geschichten oder praktische Tipps – ich freue mich auf deine Beiträge, die unsere Leser begeistern und bereichern! Gemeinsam können wir neue Perspektiven auf wichtige Themen eröffnen und eine inspirierende Community schaffen.

Interessiert? Melde dich gerne per Mail bei mir und lass uns deine Idee besprechen!  

bottom of page