„Frühlingssonate“ – Warum ich wieder angefangen habe zu träumen
- Stefan
- 23. März
- 6 Min. Lesezeit

Es gibt Geschichten, die finden dich. Und manchmal brauchst du Monate oder Jahre, um zu begreifen, dass du eigentlich nur eine Aufgabe hast: ihnen zu vertrauen.
Die Frühlingssonate war so eine Geschichte.
Ich wusste nicht, worauf ich mich einließ, als ich die ersten Sätze schrieb. Ich hatte keinen fertigen Plot, kein Exposé, keine „Zielgruppe“ im Kopf. Ich hatte nur ein Gefühl. Ein Klang, der irgendwo in mir schwang. Und die Ahnung, dass da etwas geschrieben werden will, das tiefer geht. Etwas, das nicht nur unterhalten will, sondern verbinden.
Rückblickend war das der Moment, in dem ich wieder angefangen habe zu träumen.
Schreiben als Erinnerung an mich selbst
Ich habe nie hauptberuflich als Autor gelebt. Wie viele von uns habe ich einen „normalen“ Beruf, mit Verantwortung, mit Termindruck, mit Teams-Meetings und Kalenderblöcken. Und ich will das gar nicht schlechtreden. Ich bin dankbar dafür, was ich dort gelernt habe und vorallem das tolle Team. Aber da war eben auch immer etwas anderes. Eine leise, beharrliche Stimme in mir, die fragte:
„Und was ist mit deinem Inneren? Was ist mit deinen Geschichten, deinen Gedanken, deiner Sprache?“
Lange Zeit habe ich das Schreiben in den Feierabend verbannt. In Notizbücher, die ich heimlich füllte. In Dateien mit Namen wie „Projekt1_final_neu“. Immer ein bisschen nebenbei. Immer ein bisschen leiser als alles andere.Und ich weiß, dass viele diesen Spagat kennen. Zwischen Beruf und Berufung. Zwischen Sicherheit und Sehnsucht. Zwischen Funktionieren und Fühlen.
Die Musik in den Worten – und die Worte in der Musik
Was mich beim Schreiben besonders bewegt hat, war die Idee, dass jedes Kapitel wie ein musikalischer Satz wirken sollte. Ich habe Frühlingssonate nicht als lineare Geschichte verstanden, sondern als Klangkörper. Als etwas, das schwingt, das in sich ruht und doch voller Bewegung ist.
Deshalb war die Verbindung zur Musik – insbesondere zur Violine – kein Zufall. Die Zusammenarbeit mit Johanna war fast zwangsläufig. Wir kannten uns schon, wir schätzten uns – aber plötzlich entstand aus dieser Verbindung etwas Neues. Etwas, das über das hinausging, was wir einzeln hätten machen können. Sie brachte die Musik, ich die Worte. Und dann begannen beide sich zu umkreisen, sich zu durchdringen.
Es war fast so, als hätte der Text nach der Geige gerufen. Und die Musik wiederum hat mir neue Worte geschenkt.
Der Traum, der zu lange in einer Schublade lag
Vielleicht kennst du das: Es gibt Träume, die man sich selbst nicht mehr erlaubt. Nicht, weil sie falsch wären. Sondern weil man irgendwann glaubt, dass sie nicht mehr „dran“ sind.
Bei mir war es das Schreiben – und die Bühne.
Ich hatte irgendwann den Glaubenssatz übernommen, dass beides schön und wertvoll ist, aber eben nicht „vernünftig“. Dass man sich sowas vielleicht in jüngeren Jahren erlaubt, aber dann… kommt das Leben. Der Beruf. Die Verantwortung. Der Alltag.
Und dieser Alltag ist nicht per se schlecht. Im Gegenteil: Ich habe viel gelernt, bin gewachsen, habe interessante Projekte gemacht. Aber etwas fehlte. Immer. Es war eine leise Sehnsucht, die ich lange überhört habe. Und irgendwann, ganz unbemerkt, hatte ich aufgehört, mich zu fragen: Was wäre, wenn ich es einfach trotzdem mache?
Träume, die man nur im Job lebt, bleiben halbe Träume
Ich glaube, einer der größten Irrtümer unserer Zeit ist, dass wir Träume delegieren – an Wochenenden, an Urlaube, an „wenn mal Zeit ist“. Ich habe das lange gemacht. Ich dachte, ich kann ja beides: mein „richtiges Leben“ führen – und nebenbei noch kreativ sein.
Aber irgendwann habe ich gemerkt: Träume brauchen mehr.
Sie brauchen Raum. Präsenz. Entscheidung. Wenn ich meinen Traum nur im Schatten meines Jobs lebe, dann bleibt er klein. Dann wird er nie groß genug, um zu leuchten.
Ich sage nicht: Kündige deinen Job. Ich sage: Nimm deine Träume ernst. Schaff ihnen Platz. Gib ihnen das, was sie brauchen, um dich zu verändern – und vielleicht auch die Welt um dich herum.
Die erste Reaktion: Tränen
Als ich Frühlingssonate das erste Mal Testleser:innen gegeben habe, war ich nervös. Ich erwartete kritisches Feedback. Technische Hinweise. Vielleicht auch Ablehnung.Aber stattdessen bekam ich etwas anderes. Tränen.
Menschen, die sagten: „Ich habe mich wiedererkannt.“„Ich hatte Gänsehaut.“„Ich wollte nicht, dass es endet.“
Das war der Moment, in dem ich zum ersten Mal spürte:
Diese Geschichte berührt. Sie klingt. Sie schwingt.
Und da war wieder diese Stimme – die sagte: „Gib ihr Raum. Lass sie größer werden.“
Der Traum von der Bühne
Irgendwann kam die Idee: Was wäre, wenn die Frühlingssonate nicht nur gelesen, sondern gehört werden könnte?
Nicht als Hörbuch. Sondern als Live-Erlebnis. Ein Abend. Ein Raum. Worte. Musik. Menschen.
Ich träume von einer musikalischen Lesung, die mehr ist als eine klassische Buchvorstellung.
Ich sehe einen Flügel. Ich höre die zarten Töne einer Violine. Ich sehe Johannas Geschichte – nicht nur in Worten, sondern im Klang erzählt. Ich stelle mir vor, wie klassische Musik und moderne Literatur sich begegnen. Wie sich Bach, Beethoven und vielleicht sogar zeitgenössische Klänge mit meinen Sätzen verweben.
Und ich spüre: Das ist möglich. Das ist nicht nur ein Traum. Es ist eine Vision. Und ich bin bereit, sie wahr zu machen.
Johanna – eine Figur, die lebt
Im Zentrum der Frühlingssonate steht Johanna – eine junge Violinistin, die sich auf eine Reise zu sich selbst begibt.Sie ist nicht ich. Und doch trägt sie vieles von mir. Von meinen Fragen. Von meinen Ängsten. Von meiner Hoffnung.
Sie ist zerrissen zwischen Erwartung und Freiheit. Zwischen Disziplin und Sehnsucht. Und auf ihrem Weg in die Berge – weg von der Bühne, zurück zur Natur – beginnt sie, sich selbst neu zu hören.
Ich weiß nicht, ob ich ihre Geschichte erfunden habe, oder ob sie mich gefunden hat. Aber ich weiß: Sie will nicht nur gelesen werden. Sie will erzählt werden. Mit Klang. Mit Gefühl.
Im Zusammenspiel mit Menschen, die Musik nicht nur spielen, sondern leben.
Klassik trifft Gegenwart
Ich liebe klassische Musik. Ihre Tiefe. Ihre Klarheit. Ihre Zeitlosigkeit.
Aber ich weiß auch: Viele Menschen haben den Zugang verloren. Sie verbinden damit etwas Elitäres, etwas Abgeschlossenes. Was wäre, wenn wir das aufbrechen?
Was wäre, wenn wir Klassik nicht als museales Relikt sehen, sondern als lebendigen Strom?
Was wäre, wenn wir sie verbinden – mit Sprache, mit Literatur, mit heutigen Themen?
Wenn wir zeigen: Diese Musik spricht auch heute noch. Sie atmet. Sie fühlt.
Genau das möchte ich mit meiner musikalischen Lesung erreichen.
Nicht als Show. Sondern als Begegnung.
Zwischen Zweifel und Entschlossenheit
Natürlich gibt es Momente, in denen ich zweifle. Manche sagen: „Das ist zu nischig.“
Andere: „Das versteht doch keiner.“
Wieder andere: „Lohnt sich das überhaupt?“
Aber tief in mir weiß ich: Ich schreibe nicht für den Markt. Ich schreibe, weil ich muss.
Und die Menschen, die berührt werden – das sind genau die richtigen.
Ich glaube, dass es heute mehr denn je solche Räume braucht.
Räume, in denen nicht Lautstärke regiert, sondern Tiefe.
Räume, in denen wir uns wieder verbunden fühlen – mit uns selbst,
mit Kunst, mit dem, was uns wirklich bewegt.
Ich plane. Ich träume. Ich gehe.
Die musikalische Lesung ist mehr als eine Idee. Ich bin mitten in der Planung.
Ich spreche mit Musiker:innen. Ich skizziere Programme. Ich denke über Orte nach.
Über kleine Bühnen, intime Räume, vielleicht sogar Open-Air in den Bergen.
Ich habe noch keine perfekte Roadmap. Aber ich habe die Richtung. Und ich habe Herzblut.
Und vielleicht – nein: ganz sicher – braucht es diesen Mut. Den Mut, nicht alles fertig zu haben, bevor man losgeht. Den Mut, zu sagen: „Ich weiß noch nicht wie – aber ich weiß, warum.“
Für dich, der du das liest
Vielleicht hast auch du so einen Traum. Einen, den du lange verschoben hast.
Einen, den du nur ganz leise denkst.
Dann will ich dir sagen: Nimm ihn ernst.
Auch wenn er nicht allen gefällt. Auch wenn es Menschen gibt, die ihn nicht verstehen.
Auch wenn du nicht weißt, ob du ihn „richtig“ umsetzen kannst.
Tu es trotzdem. Denn Träume sind nicht dazu da, um perfekt zu sein.
Sie sind dazu da, um gelebt zu werden.
Die Frühlingssonate ist erst der Anfang
Vielleicht wird dieses Projekt irgendwann größer, als ich es mir gerade vorstellen kann.
Vielleicht bleibt es auch ganz klein und intim. Beides ist okay.
Denn das Wichtigste ist: Ich habe aufgehört, meine Träume nur heimlich zu leben.
Ich habe aufgehört, mein inneres Feuer mit Pflichten zu überdecken.
Ich habe angefangen, mir selbst zu glauben.
Und dieser Glaube ist mehr wert als jede Garantie.
Danke, dass du meine Geschichte gelesen hast.
Vielleicht sehen wir uns irgendwann – bei einer Lesung, bei einem Konzert,
irgendwo zwischen Klang und Wort.
Wie denkst du darüber? Warst du dabei? Lass es mich in den Kommentaren wissen.
Und bis dahin:
Glaub an dich. Schreib dein eigenes Lied. Deine eigene Sonate.
Herzlichst
Stefan Radau
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